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Ernst's Velotouren

  
 
 
 
 
 
Fahrradtour 2008 - 2013
Erste Etappe Schweiz - Thailand
Teil 3: Halbinsel Krim, Juni 2008
Nach rund 25 Tagen Rad fahren und 2'800 zurückgelegten Kilometern bin ich im äussersten Norden der Halbinsel Krim angekommen. An der Schwarzmeerküste ist die Ukraine einiges moderner und entwickelter. Es gibt wieder häufiger Geschäfte mit reichlicher Auswahl, Tankstellen mit Getränken und sogar vereinzelt funktionierende Industrie. Allerdings hat auch der Verkehr stark zugenommen, was den Spass am Rad fahren zuweilen verdirbt.
Bild: Willkommen in der Autonomen Republik Krim
Bild: Verwaltungsgebäude in Krasnoperekops'k (ich habs nie geschafft, diesen Namen auch nur ansatzweise korrekt auszusprechen). Riesige Plätze und Plattenbauten dominieren in der Regel die sozialistische Architektur der Postmoderne.
Da es in grösseren Städten oft nur wenige Hotels gibt, die ausserdem noch alle kryillisch und in zig mir völlig undurchschaubaren Varianten angeschrieben sind - und ich zwar Passanten nach einem Hotel fragen kann, die Antworten jedoch oft nicht einmal im Ansatz verstehe, ziehe ich es vor irgendwo in einem Wäldchen im Zelt zu übernachten. Und es ist wahrlich eine Freude, den Tag begleitet von fröhlichem Vogelgezwitscher zu beginnen.
Bild: Trautes Heim, Glück allein. Zum "Zmorge" gibts Brot, Käse, Bananen, Yoghurt, Orangensaft und ein deftiges Stück Schokolade. Zum Kochen bin ich nach wie vor zu faul und esse lieber alle paar Tage mal Borschtsch und Salat in einem der wenigen Restaurants (etwas anderes kann ich auf Grund fehlender Sprachkenntnisse sowieso noch nicht bestellen). Vor der Abreise wäre ein Crashkurs in Russisch sicher eine gute Sache gewesen...
Auf der Krim ist gerade Kirschen-Saison und entlang der Strasse gibt es unzählige Stände, wo Bauern die leckersten Früchte verkaufen. Natürlich mache ich regen Gebrauch von diesem Angebot.
Bild: Im milden Klima der Krim gedeihen allerlei Früchte.
Im Süden der Halbinsel erhebt sich das Krimgebirge (auch taurisches Gebirge genannt), der höchste Gipfel ist der Tschatirdag mit 1527m. Das Gebirge erhebt sich im Süden steil aus dem Meer und läuft im Norden in eine Steppenlandschaft aus.
Bild: Im nördlichen Krimgebirge.
Da ich es leid war auf der Hauptstrasse zu fahren, mich weiterhin dem Abgasgestank und der brüsken Fahrweise gewisser ukrainischer Lastwagenfahrer auszusetzen, nahm ich nach Simferopol eine Nebenstrasse nach Jalta, die mich schon bald in das Krimgebirge hinein lenkte. Vorerst führte die Strasse noch durch ein Tal, wand sich dann aber an den bewaldeten Bergenhängen höher und höher.
Bild: Auf der Nebenstrasse nach Jalta.
Die Passstrasse gipfelte auf 1196 Meter über Meer (GPS-Messung) mit einer atemberubenden Aussischt auf Jalta und die Schwarzmeerküste. Dieser Pass ist auch der vorläufige Höhepunkt der Tour. Natürlich genoss ich die rauschende Abfahrt bis ans Meer hinunter.
Bild: Aussicht auf Jalta und die Schwarzmeerküste.
Jalta selber hat eine lange und bewegte Geschichte. Gegründet wurde die Ortschaft im 6. Jahrhundert v.Chr. und wurde über die Jahrhunderte von vielen verschiedenen Herrschern regiert (antikes Griechenland, Byzantinisches Reich, genuesische Kolonie, Osmanischen Reich, etc.). International bekannt wurde die Stadt durch die "Konferenz von Jalta" von 1945, wo Winston Churchill, Josef Stalin und Franklin D. Roosevelt über das Schicksal von Deutschland entschieden und die Welt neu aufteilten. Heute lebt die Ortschaft vom Tourismus und wird mehr und mehr auch von West- und Mitteleuropäern als Feriendestination entdeckt.
Bild: Ein Streicherquartett an der Meerpromenade von Jalta.
Ich selber gönne mir hier in der Gegend eine Pause von ein paar Tagen, bevor ich weiter durch Russland in die Kasachische Steppe fahre.
Bild: Ein Blick über die Dächer des nächtlichen Jalta (aus dem Hotelzimmer).
Bild: Der kleine Service im Hotelzimmer. Das Fahrrad läuft nun wieder bestens und das Zimmer hat keinen sichtbaren Schaden erlitten, so dass auch die nächsten Radfahrer hoffentlich noch willkommen sind.
Bild: Der Stadt-Strand von Jalta.
Der Weg führte ab Jalta weiter entlang der krimschen Südküste nach Aluschta, Sudak und Feodosjia. Die Nebenstrasse ab Aluschta hatte wenig Verkehr, bot oft wunderbare Aussichten auf das Schwarze Meer und die umliegenden Berge und auch immer wieder die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad an einem der zahlreichen Strände. Allerdings setzten mir die vielen, steilen Steigungen in der sengenden Sonne zu, und ich war trotz der schönen Berglandschaft froh um Feodosjia wieder in eine weite Fläche hinauszufahren.
Bild: Kirche über dem Strand von Malorichenske
Bild: Weiter Himmel, unendliches Meer, stotzige Berge und malerische Strände.
Langsam veränderte sich auf dem Weg gegen Osten die Kultur und bald tauchten in den Dörfern und Städten die ersten Moscheen auf.
Bild: Einfache Moschee in Sudak.
Um Industrieanlagen herum wurden zu kommunistischen Zeiten ganze Städte aus dem Boden gestampft, die an Hässlichkeit kaum zu überbieten sind. Banken, Lebensmittelgeschäfte und Bars sind alle in den gleichen Plattenbauten integriert, so dass die Arbeiterschaft die Siedlung gar nicht zu verlassen braucht.
Bild: Primorsky in der Nähe von Feodosija, eine ganze Stadt aus Plattenbauten
Über die Meerwenge von Kertsch, die das Schwarze mit dem Asowschen Meer verbindet, verliess ich die Ukraine und kam mit der Fähre nach Noworossijsk, der ersten russischen Ortschaft auf meinem Weg.
Bild: Auf der Fähre nach Russland. Im Hintergrund verschwinden langsam die letzten Hügel der Ukraine aus den Augen.
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